Kamine

Funktioniert das? – offene Kamine in Niedrigenergiehäusern

offener Kamin

Ein gemütlich knisterndes Kaminfeuer im offenen Kamin scheint Besitzern von Niedrigenergiehäusern verwehrt zu sein. Archaische Tradition und Hightech mögen auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Doch wenn die nötigen Voraussetzungen geschaffen sind, können offene Kamine sehr wohl in Gebäuden mit Niedrigenergiebauweise genutzt werden, wie ein Artikel des Kölner Ofenbauers Lenz und Dörrenberg zeigt.

Ein offenes Feuer zuhause verspricht wohlige Behaglichkeit. Laut Angaben von Lenz und Dörrenberg entscheiden sich 15% ihrer Kunden für einen offenen Kamin. Somit scheinen die immer wieder aufkeimenden Diskussionen über Feinstaub, der durch Holzfeuerungsanlagen verursacht wird, der Beliebtheit des heimischen Ofenfeuers keinen Abbruch zu tun. Auch das Bundesimmissionsschutzgesetz, das nur die gelegentliche Nutzung von offenen Feuerstellen zuhause vorschreibt, hindern Käufer nicht daran, sich einen offenen Kamin einbauen zu lassen.

Grund genug, um sich deshalb mit einer besonderen Fragestellung zu beschäftigen, nämlich dem Einsatz eines offenen Kamins in einem Niedrigenergiehaus.

Hier treffen zwei Konzepte aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein können: Auf der einen Seite steht der Kamin, der die unbekümmerte pure Lust am Flammenspiel und Behaglichkeit am offenen Feuer widerspiegelt, während auf der anderen Seite das Niedrigenergiehaus als durchgeplantes Hightech-Gebäude u.a. durch ein ausgeklügeltes Belüftungssystem penibel darauf achtet, dass keine Energie verschwendet wird. Wie können diese beiden auf den ersten Blick so gegensätzlichen Ausrichtungen miteinander kombiniert werden. Der Diplom-Ingenieur Wolf Dörrenberg und der Techniker Christian Kurm zeigen, wie es möglich ist.

Die Voraussetzungen

Beim Design und der Ausführung sind offene Kamine sehr vielseitig. Denn es sind hier kaum Grenzen gesetzt und der Individualisierungsgrad lässt sich nicht mit Holzöfen „von der Stange“ wie Kaminöfen vergleichen. Im Vergleich zu herkömmlichen Öfen haben sie beim Einsatz in normal isolierten Räumen den Nachteil, dass sie zu wenig Heizleistung bieten. Kaminöfen sind jedoch für den Einsatz in Niedrigenergiehäusern meist zu überdimensioniert und geben zu viel Wärme ab. Somit eignet sich der offene Kamin gerade deshalb gut für Niedrigenergiehäuser, weil er viel weniger Wärme abgibt, jedoch ausreichend, um es am Einsatzort im gut isolierten Niedrigenergiehaus kuschelig zu machen.

Die Problemstellung

Die Luftzu- und –abfuhr in Niedrigenergiehäusern wird üblicherweise durch eine motorische Belüftung automatisch reguliert. Da der offene Kamin Verbrennungsluft aus dem umgebenden Raum benötigt, kann das in Kombination mit der Lüftungsanlage dazu führen, dass Rauchgase aus dem Schornstein aufgrund des entstehenden Unterdrucks wieder zurück in den Aufstellraum strömen. Um dieses Problem zu beheben, muss eine große Öffnung in die Außenwand gestemmt werden, über die dem offenen Kamin Frischluft zugeführt werden kann.

Die Lösung

Damit ein offener Kamin in einem Niedrigenergiehaus genutzt werden kann, müssen nach Dörrenberg und Kurm folgende Voraussetzungen gegeben sein:

 

  • Verwendung eines P4-Unterdruckwächters, der die Druckunterschiede zwischen Aufstellraum und Umgebungsluft misst und bei zu hohem Unterdruck die Entlüftungsanlage schließt. Die Entlüftungsanlage kann dann während der Feuerung korrekt arbeiten. Denn für den herkömmlichen Unterdruckwächter erzeugt das Feuer im offenen Kamin zu geringe Abgastemperaturen im Schornstein.
  • Rauchsammler im Kamin sollten mit einer dicht schließenden Rauchklappe ausgestattet sein, damit die Abluft besser abströmen kann.
  • Eine große Zuluftöffnung wird in der Außenwand angebracht. Um die Zuluft zu regulieren, wird ein Ventil angebracht, das in geschlossenem Zustand luftdicht ist und Unterdrücken standhält. Zugleich sollte die Zuluftklappe einen Wärmedurchlasswiderstand aufweisen, der dem Widerstand der Außenwand entspricht. Auf diese Weise wird eine Kältebrücke vermieden, wenn die Klappe geschlossen ist.

Das Fazit

Der Betrieb eines offenen Kamins in einem Niedrigenergiehaus ist durchaus möglich. Durch die im Vergleich zu Kaminöfen geringere Wärmeabgabe ist der offene Kamin sogar prädestiniert für den Einsatz in einem luftdicht isolierten Haus. Allerdings müssen vor dem Einbau alle technischen Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Nutzung sicher ist.