Erst vor wenigen Tagen haben wir über den aktuellen Stand der Verbrennungsverbote geschrieben. Nur kurze Zeit später hat die Stuttgarter Zeitung über Pläne der baden-württembergischen Landesregierung berichtet, die vorsehen, dass das Beheizen von Kaminöfen aufgrund der hohen Feinstaubbelastung in der Landeshauptstadt in den Wintermonaten verboten wird. Der wahre Hintergrund scheint jedoch nicht nur im Umweltschutz zu liegen.Umweltschutz und die Reduzierung der Feinstaubbelastung sollen vordergründig die Gesundheit der Menschen schützen. Doch vermutlich haben die geplanten Einschränkungen in Stuttgart auch handfeste finanzielle Gründe. Denn laut Angaben der Stuttgarter Zeitung drohen der Schwabenmetropole bei Überschreitung der von der EU vorgeschriebenen Grenzwerte für Feinstaub 6-stellige Strafzahlungen, und zwar täglich.
Erst die Autofahrer, dann die Ofenbesitzer
Geplant ist zunächst, die Bewohner in Stuttgart dazu zu animieren, an schadstoffreichen Tagen ihre Autos stehen zu lassen. Diese Bemühungen sollen bis 2017 anhalten. Sollten sich die Werte dann nicht verbessern, sind weitere Schritte angedacht. Auch Kaminofen – Besitzer sollen animiert werden, ihre „Komfort-Kamine“, die nicht zum Heizen, sondern nur „zum Erwärmen und Erfreuen“ genutzt werden, aus zu lassen.
Richtiger Ansatz?
Es ist wichtig, dass Ofenbesitzer wissen, wie sie mit ihrem Ofen umgehen müssen, damit er weniger Feinstaub oder Kohlenmonoxid ausstößt. Allerdings ist fraglich, ob ein Verbot des Beheizens von Kaminöfen im Winter den erwünschten Zweck erfüllt. Sicherlich sind Kaminöfen an sich nicht die beste Möglichkeit, um die Wärmeenergie bei der Holzverbrennung optimal zu nutzen. Holzvergaser oder Holzherde können z.B. weitaus höhere Wirkungsgrade erzielen als reine Kaminöfen. Gleiches gilt für wasserführende Modelle.
Was wie in den meisten Debatten aber auch hier vermutlich zu kurz kommt, ist die Tatsache, dass alle neuen Kaminöfen die EU-Anforderungen an Emissionsausstoß erfüllen und die geforderten Grenzwerte einhalten. Demnach wäre es denkbar, ähnlich wie bei der Förderung von wasserführenden Feuerungsanlagen auch Förderungen für den Neukauf von Holzfeuerungsanlagen allgemein einzuführen, damit alte „Stinker“ ausgetauscht werden.
Zugleich müssen Ofenbesitzer aber auch besser darin geschult werden, wie ein Holzofen optimal beheizt wird. Hier scheint immer noch großer Nachholbedarf zu bestehen. Zu oft wird z.B. zu feuchtes Holz verbrannt oder es werden falsch dimensionierte Kaminöfen gekauft, die kaum ausgelastet werden können.
Wie ein Vergleich der Feinstaubemissionen gezeigt hat, sind Holzöfen im Vergleich mit Industrieanlagen und dem Autoverkehr immer noch die kleineren Emittenden. Und warum sollte man gerade dort sofort mit Verboten arbeiten, anstatt zunächst zur Optimierung beizutragen?