Wärmedämmung, die Niedrigenergiebauweise sowie eine immer effizientere Holzfeuerungstechnik sorgen dafür, dass der Energieverbrauch sinkt und die Umwelt geschont wird. Ein unangenehmer Nebeneffekt dieser Entwicklung: Viele Kaminofenbesitzer beklagen, dass es beim Heizen mit dem Ofen immer wieder viel zu heiß wird. Wir widmen uns diesem Thema, geben Tipps zur Abhilfe und klären über Hintergründe und Alternativen auf.
Bessere Isolierung, bessere Öfen
Keine Frage, in den letzten Jahrzehnten hat sich in Europa im Bereich der alternativen Energiegewinnung und beim Energiesparen viel getan. Neubauten werden heute viel besser isoliert und verfügen über eine hervorragende Wärmedämmung, ältere Häuser werden diesbezüglich sukzessive nachgerüstet und die Heizgeräte bieten immer höhere Wirkungsgrade. Vor allem bei der Feuerungstechnik selbst wurde die Technik stetig optimiert, nicht zuletzt auch deshalb, weil der Gesetzgeber mit der 1. BImschV auf die Einhaltung strengerer Grenzwerte bei Feinstaub- und CO2-Ausstoß drängte.
War der Holzofen oder der offene Kamin noch vor 20 Jahren mehr Statussymbol und fast ausschließlich ein Gemütlichkeit stiftendes Accessoire im Wohnzimmer, hat sich die Rolle der Holzfeuerung inzwischen stark gewandelt. Heute gilt Holzfeuerungstechnik durch die CO2-neutrale Energiegewinnung als ernst zu nehmende, ökologisch sinnvolle Alternative zu fossilen Brennstoffen. Zugleich soll die Holzfeuerung dem Verbraucher mehr Unabhängigkeit zu großen Energieversorgern verschaffen und für eine spürbare Kostenersparnis sorgen.
Soweit die Theorie. Denn schon bei der Anschaffung eines Ofens steht der Verbraucher vor vielen unbeantworteten Fragen. Fragen, die er vielfach nicht einmal formulieren kann, weil er nicht aufgeklärt ist. Ein unkontrollierter und preisfixierter Handel mit Feuerungstechnik im Internet tragen schließlich dazu bei, dass viele Verbraucher zu einem Kaminofen greifen, der überdimensioniert für den eigentlichen Zweck ist. Es wird beim Kauf lediglich auf den Preis und auf die Kilowattzahl geachtet. Die Folge ist, dass das Gerät praktisch nicht genutzt werden kann.
Dabei stehen dem Käufer nicht nur verschiedene Kaminofentypen zur Auswahl, sondern auch unterschiedliche Holzfeuerungsanlagen wie Pelletöfen, Holzherde, Kachelöfen oder Grundöfen. Diese Öfen arbeiten mit unterschiedlichen Wärmearten und eignen sich für bestimmte Wohnungen oder Häuser besonders.
Wenn es mit dem Kamin zu heiß wird
Folgendes Beispiel kann exemplarisch die Situation vor dem Ofenkauf darstellen. Die verwendeten Daten sind aus Gründen der Einfachheit gekürzt dargestellt. Für eine wissenschaftliche Berechnung des Wärmebedarfs empfehlen wir dieses Dokument.
Unsere Ausgangsbasis
Ofentyp: Kaminofen
Nennwärmeleistung: 6,9 kW
Aufstellort: mittelstark isolierter Wohnraum mit 32 m² Wohnfläche und einer Tür. Die Erwähnung der Tür ist wichtig, denn je mehr „Öffnungen“ ein Raum hat, desto mehr warme Luft kann auch in andere Räume strömen.
Heizlast des Raums: ca. 1 Kilowatt
Ein Kilogramm Holz gibt durchschnittlich ca. 4 Kilowatt Leistung ab, wenn es verbrannt wird. Ein Ofenbesitzer müsste seinen Ofen folglich mit 250 Gramm Holz beheizen. Dieses Gewicht entspricht einem Päckchen Butter.
Mit einem Holzscheit in dieser Größe ließe sich kein Kaminofen anfeuern, von einem sinnvollen und effizienten Abbrand ganz zu schweigen! Der Ofen sollte mit der geprüften Nennwärmeleistung betrieben werden, um eine Verrußung der Scheiben und einen hohen Ascheanfall zu vermeiden und zugleich einen optimalen Abbrand zu gewährleisten.
Folglich müsste der Betreiber eines Kaminofens mit 6,9 kW Leistung mehr als ein Kilo Holz auflegen und verfeuern. Dies würde für den Wohnraum bedeuten, dass die eigentliche Heizlast um das Vierfache überschritten wird und die Raumtemperatur problemlos 30°C erreichen kann. Da es keine Kaminöfen mit einer Nennleistung von 4 kW oder weniger im Handel gibt, wäre in diesem Fall vom Kauf eines herkömmlichen Kaminofens abzuraten.
Dieses Beispiel zeigt auch, dass letztlich die Leistung eines Ofens nicht von der angegebenen Kilowattzahl abhängt, sondern von der Menge des verwendeten Brennmaterials! Die Angabe der Kilowattzahl bei Öfen bezieht sich lediglich auf die Leistung für die der Ofen im Dauerbetrieb geprüft worden ist.
Ein weiterer Grund für die starke Erwärmung des Aufstellraums liegt in der Art der Wärmeabgabe. Denn Kaminöfen geben vorwiegend Konvektionswärme ab.
Kleine Wärmelehre: Konvektion und Strahlung
Wenn Sie einen Holzofen betreiben, arbeiten Sie mit drei verschiedenen Wärmetypen, die sich durch den unterschiedlichen Transport von Wärme charakterisieren lassen.
- Wärmeleitung
- Wärmeströmung (auch Konvektion genannt)
- Temperaturstrahlung
Beim Anheizen des Ofens entsteht zunächst die sogenannte Wärmeleitung. Sie heizt die Schamottesteine im Ofen auf, die sich daraufhin ausdehnen und wiederum Wärme abgeben. Sind Wärmespeicher um den Ofen verbaut, sondern diese schließlich Strahlungswärme ab. Auch die den Ofen im Aufstellraum in nächster Nähe umgebenden Festkörper geben Strahlungswärme ab. Zugleich strömt aber auch warme Luft aus dem Ofen selbst. Durch diese warme Luft entsteht eine Strömung, die Konvektion genannt wird.
Wer einen Ofen nutzt, profitiert am Aufstellort sowohl von der warmen Luftströmung als auch von der direkten Strahlungswärme der erhitzen Ofenbestandteile und schließlich auch der erwärmten Festkörper in der Nähe des Ofens.
Während die Konvektionswärme dynamisch und nicht von langer Dauer ist, ist die Strahlungswärme noch länger im Raum spürbar. Sie ist vergleichbar mit der durch die Sonnenstrahlung erzielten Wärme. Die Wellenlänge der Strahlungswärme ist größer, deshalb kann sie auch tiefer in Körper eindringen und diese nachhaltiger erwärmen.
- Kaminofen: gibt Wärme überwiegend über Warmluftkonvektion ab. Dabei steigt die kalte Luft vom Boden auf und erwärmt sich durch die vom Ofen abgegebene Warmluft. Die Wärmeabgabe ist dynamisch und eher von kürzerer Dauer während des Brennvorgangs. Beim Heizen entsteht je nach Verkleidung zusätzlich noch Strahlungswärme. Wer einen Kaminofen betreibt, muss häufig Holz nachlegen.
- Kachelofen: gibt Wärme sowohl über Warmluftkonvektion und je nach Ausarbeitung der Speichermaterialien über Strahlung ab. Auf diese Weise kann der Ofen auch noch Wärme abgeben, wenn das Feuer schon erloschen ist.
- Grundofen: gibt überwiegend Wärmestrahlung ab. Der Ofen wird zunächst mit großer Holzmenge nur ein oder zwei Mal angeheizt. Die Wärme wird dann durch Schamotte und andere Materialien gespeichert und noch lange nach dem Abbrand an die umgebenden Körper abgegeben.
- Pelletofen: gibt überwiegend Konvektionswärme ab und arbeitet meist mit einem Gebläse, das diese Luft noch besser verteilt. Die Befeuerung kann dabei direkt aus- oder angeschaltet werden. Die Temperatur im Aufstellraum kann durch integrierte Thermostate individuell eingestellt werden.
Welcher Ofentyp eignet sich für welches Haus?
Ein Kaminofen ist für das Beheizen eines einzelnen Raumes mit nur einer Türöffnung relativ ungeeignet. Um eine kleine Orientierung für die Kaufentscheidung einer Holzfeuerungsanlage zu liefern, folgt hier eine Übersichtstabelle. Einen detaillierten Fragenkatalog für den Ofenkauf liefert die Infoseite richtigheizenmitholz.de.
Ofentyp | Eignung für | Vorwiegende Wärmeart | Feuerung |
Kaminofen | sehr große Wohnräume,nicht sehr stark isolierte Häuser wie Altbauten | Konvektion, dynamische Heizleistung von kurzer Dauer | häufiges Nachlegen |
Kachelofen | moderne und ältere Wohnräume | Konvektion und Strahlung, mittlere und lange Heizleistung | drei- oder viermaliges Holznachlegen |
Grundofen | abhängig von der Größe des Ofens für fast alle Räume geeignet | Strahlung, lang anhaltende und gleichmäßige Heizleistung | ein oder zweimaliges Holznachlegen |
Pelletöfen | mittelgroße Wohnräume | Konvektion, punktuelle Wärmenutzung | automatisches An- und Ausschalten möglich |
Weitere Alternativen
Interessante Alternativen zu herkömmlichen Holzfeuerungsanlagen sind wasserführende Kaminöfen oder Heizkamine. Ihr Vorteil besteht darin, dass sie die beim Abbrand entstehende Energie nicht ausschließlich zum Beheizen des Aufstellraums verwenden, sondern die Energie für das Erhitzen von Wasser verwenden, das entweder in die bestehende Heizungsanlage gespeist oder als Brauchwasser genutzt wird.
Fazit
Wenn Wohnräume durch Kaminöfen überhitzen, hängt dies nicht zwingend von falsch dimensionierten Öfen ab. Denn die Größe des Kaminofens spielt keine Rolle bei der Hitzeentwicklung, sondern die Menge des verbrannten Holzes. Bei kleinen und gut isolierten Aufstellräumen wird ein sinnvoller Betrieb eines Kaminofens somit unmöglich!
Empfehlenswert ist es deshalb, vor dem Kauf über Alternativen wie wasserführende Öfen oder andere Ofentypen nachzudenken. Denn schließlich soll der Kamin zuhause einen Mehrwert bieten und nicht für überhitzte Räume sorgen.