Weihnachten wird in der ganzen Welt gefeiert. Jedoch hat jedes Land seine eigenen Weihnachtstraditionen und Weihnachtsbräuche. In unserem letzten Blogartikel vor Weihnachten gehen wir der Frage nach, warum der Weihnachtsmann in einigen Ländern durch den Schornstein kommt und stellen einige internationale Weihnachtstraditionen vor.
Woher kommt eigentlich der Weihnachtsmann?
In evangelisch geprägten Regionen Deutschlands bringt der Weihnachtsmann am Heiligabend die Geschenke zu den Kindern, in katholischen Gegenden wird diese Aufgabe dagegen durch das Christkind übernommen. Auch in vielen anderen Ländern der freundliche alte Mann mit Rauschebart und rotem Mantel am Weihnachtsabend unterwegs. Bei unseren holländischen Nachbarn heißt er Sinterklaas, in Großbritannien und den USA ist er als Santa Claus bekannt.
Seine Wurzeln hat dieser Brauch in zahlreichen europäischen Volkslegenden und der christlichen Überlieferung des heiligen Nikolaus. Im 4. Jahrhundert unserer Zeit wirkte Bischof Nikolaus von Myra in der Region Lykien in der heutigen Türkei, bis heute ist er einer der bekanntesten Heiligen der christlichen Kirchen. Der Nikolaustag am 6. Dezember wird von Christen weltweit mit zahlreichen Volksbräuchen begangen. Ursprünglich war der Nikolaustag der christliche Geschenktag. Im Zuge der Reformation wurde die Bescherung der Kinder von Martin Luther auf Weihnachten verlegt. Luthers verfolgte damit das Ziel, die Geburt Christi gegenüber der traditionellen Heiligenverehrung in das Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Hierdurch übernahm schließlich der Weihnachtsmann die Rolle, die zuvor der heilige Nikolaus in den christlichen Winterbräuchen innehatte. Im Jahr 1835 schrieb der Dichter Hoffmann von Fallersleben, der übrigens auch den Text der deutschen Nationalhymne verfasst hat, sein heute noch bekanntes Lied „Morgen kommt der Weihnachtsmann“. Es ist auch ein Indiz dafür, dass der Weihnachtsmann als Gabenbringer zu diesem Zeitpunkt zumindest in der deutschen Tradition fest etabliert war.
Auch die Gestalt des Weihnachtsmannes veränderte sich mit der Zeit. Ursprünglich trug er zum Teil ein Bischofsgewand und stand damit seinem historischen Vorbild – dem Bischof Nikolaus von Myra nahe. Im 19. Jahrhundert setzte auch hier die Säkularisierung ein: Der Weihnachtsmann trat nun als rundlicher, freundlicher und fröhlicher Mann mit langem Mantel und Zipfelmütze auf. Die Idee, dass er mit einem Rentierschlitten zu den Menschen kommt, stammt aus den USA und kam von dort aus nach Europa.
Als Werbefigur machte der Weihnachtsmann seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ebenfalls Karriere. Unser heutiges Bild von ihm hat maßgeblich die Coca-Cola Company geprägt. Im Jahr 1931 erhielt der Grafiker und Cartoonist Haddon Sundblom den Auftrag, einen Coca-Cola-Weihnachtsmann zu entwerfen. Zu den bisherigen Vorstellungen vom Weihnachtsmann addierte er den weißen Bart und rotweiße Kleider, die für die Coca-Cola-Farben standen. Bis 1964 stammten alle Coca-Cola-Weihnachtsmänner aus der Feder Sundbloms. Die modernen Vorstellungen vom Weihnachtsmann hat er damit sehr nachhaltig geprägt.
Warum der Weihnachtsmann durch den Schornstein kommt
In Großbritannien und den USA hängen die Kinder am Heiligabend ihre Strümpfe in den Kamin und hoffen, dass Santa Claus sie über Nacht großzügig mit Geschenken füllt. Der Weihnachtsmann kommt in diesen Ländern also durch den Schornstein. Experten haben herausgefunden, dass für diesen Weihnachtsbrauch die alte Nikolauslegende Pate stand.
Ein Kaufmann hatte durch ein Unglück sein gesamtes Eigentum verloren und wusste nicht, wie er seine drei Töchter ernähren und verheiraten sollte. Da er außerdem fürchtete, dass die Töchter geraubt oder überfallen werden, übernachtete die Familie in einem Turm. Die Mädchen schliefen, der Vater bewachte ihren Schlaf und betete zum heiligen Nikolaus um Hilfe für seine Kinder. Irgendwann konnte auch der Vater seine Augen nicht mehr offenhalten. Nachdem ihn der Schlaf übermannt hatte, kam der heilige Nikolaus und warf drei goldene Kugeln durch ein Fenster in den Turm. Die Töchter fanden das Gold am nächsten Morgen. Es reichte aus, um sie für ihr gesamtes Leben zu versorgen. In einigen Versionen der Legende heißt es, dass es dem Vater danach gelang, den heiligen Nikolaus aufzuspüren und ihm persönlich für die Hilfe aus der Not zu danken. In alten Kirchen werden auf historischen Darstellungen des Heiligen fast immer auch die drei goldenen Kugeln dargestellt.
Im Lauf der Zeit wurde diese Überlieferung umgedeutet: Aus dem Turm wurde ein Kamin bzw. Schornstein und aus dem heiligen Nikolaus der Weihnachtsmann, der als Santa Claus seinem Namenspatron im angelsächsischen Raum allerdings nähersteht als in unseren Breiten.
Weihnachten in aller Welt
Weihnachten ist ein Fest, in dem sich die christliche Tradition mit zahlreichen Volksbräuchen verbindet. Menschen feiern die Geburt des Jesuskindes als freudiges Ereignis. Die christliche Weihnachtsgeschichte und die Weihnachtsmannlegenden koexistieren heute friedlich miteinander. Gleichzeitig wünschen sie sich Gemeinschaft und die Nähe zur Familie. Nicht zuletzt ist Weihnachten eine Zeit der Genüsse und des guten Essens, was in historischen Zeiten für die weitaus meisten Menschen während des übrigen Jahres durchaus nicht selbstverständlich war. Hier sind einige Beispiele für Weihnachtsbräuche in verschiedenen Ländern.
Deutschland
In Deutschland ist Weihnachten das wichtigste Fest des Jahres. Sein Beginn wird bereits einige Wochen vorher eingeläutet. Am ersten Sonntag im Dezember beginnt die Adventszeit, in den viele Deutsche ihre Wohnung bereits weihnachtlich dekorieren und an den vier Adventssonntagen die Vorweihnachtszeit auch festlich zelebrieren. Kinder und manchmal auch Erwachsene erhalten einen Adventskalender als Geschenk. Bis zum Heiligen Abend dürfen sie jeden Tag ein Türchen oder auch ein Säckchen mit kleinen Gaben öffnen. Typisch für die Adventszeit in Deutschland sind die traditionellen Weihnachtsmärkte, auf denen Kunsthandwerk, Weihnachtsdekorationen und zahlreiche kulinarische Weihnachtspezialitäten angeboten werden. Zu Hause wird vor Weihnachten vor allem in Familien mit Kindern intensiv gebacken und gebastelt. Verwandte und Freunde erhalten schön gestaltete, handgeschriebene Weihnachtskarten.
Spätestens am Morgen des Heiligabend wird der Weihnachtsbaum aufgestellt und festlich dekoriert. Am Weihnachtsabend trifft sich die Familie, auch weiter entfernt lebende Familienmitglieder reisen dafür gern in ihre alte Heimat. Der Weihnachtsmann oder das Christkind legen die Geschenke unter den Weihnachtsbaum, manchmal wird hierfür auch ein leibhaftiger Weihnachtsmann „engagiert“. Danach gibt es ein traditionelles Weihnachtsessen – in vielen Familien besteht es aus Kartoffelsalat mit Würstchen oder einem rustikalen „Karpfen blau“ – und natürlich weihnachtliche Süßigkeiten.
Die Christmette um Mitternacht besuchen auch viele, die in anderen Zeiten des Jahres nicht oder nur selten in die Kirche gehen. Der erste Weihnachtstag ist mit einem festlichen Weihnachtsessen ein echter Schlemmertag. Klassische Weihnachtsgerichte in Deutschland sind beispielsweise Gans, Truthahn oder Wild. Viele versierte Hobbyköche praktizieren heute jedoch auch eine kreative, weniger traditionelle Weihnachtsküche.
Russland
In Russland wird Heiligabend nicht am 24. Dezember, sondern nach dem julianischen Kalender am 7. Januar gefeiert. Nach der Revolution des Jahres 1917 wurde Weihnachten durch die kommunistische Regierung allerdings für die nächsten sieben Jahrzehnte abgeschafft, stattdessen wurden viele Weihnachtsbräuche auf Silvester übertragen. Seit 1991 ist Weinachten wieder ein offizieller Feiertag. Inzwischen besinnen sich viele Russen jedoch auch wieder auf den christlichen Hintergrund des Festes und besuchen am Vorabend des Festes einen – sehr lange dauernden – orthodoxen Weihnachtsgottesdienst. Viele Firmen schicken ihre Mitarbeiter vom 31. Dezember bis zum 8. Januar in die Weihnachtsferien.
Russische Weihnachtsfeiern sind Familienfeiern, zu denen auch Freunde und Kollegen herzlich eingeladen sind. Die Geschenke überbringen Väterchen Frost – Ded Moros – und seine Begleiterin Snegurotschka, deren Name auf Deutsch „Schneeflöckchen“ bedeutet. Weihnachtsbäume werden meist schon zu Silvester aufgestellt.
Zum Festbeginn öffnen auch die russischen Weihnachtsmärkte ihre Pforten. Ihre Besucher singen, tanzen und genießen Weihnachtsspezialitäten. Zu Hause werden die Weihnachtsgäste ebenfalls mit festlichen Menüs bewirtet. Am ersten Weihnachtstag kommen in Russland Braten, Suppen, Fisch und vor allem eine große Vielfalt an Salaten und warmen Vorspeisen auf den Tisch. Am Abend des 6. Januar werden dagegen zumindest in gläubigen Familien ausschließlich vegetarische Speisen aufgetragen, da das 40-tägige vorweihnachtliche Fasten der orthodoxen Christen erst um Mitternacht zu Ende geht. Fehlen darf dabei auf keinen Fall die traditionelle Kutja – ein sehr altes russisches Gericht aus Weizen, Nüssen, Mohn, Honig und Rosinen, das im alten Russland zu Hochzeiten sowie zur Geburt eines Kindes und zu Taufen zubereitet wurde.
Ukraine
Auch das ukrainische Weihnachtsfest findet erst am 7. Januar statt. Im Hinblick auf die Verlagerung des Festtags auf Silvester zwischen 1917 und den frühen 1990er Jahren teilt das Land mit Russland eine gemeinsame Vorgeschichte. Heute wird in der Ukraine wieder ausgiebig Weihnachten gefeiert, hierfür gibt es drei offizielle Feiertage.
Weihnachten ist in der Ukraine ein stilles, besinnliches Fest, zu dem sich vor allem die Familie trifft. Kulinarisch beginnt es mit einem Fastenmahl am Abend des 6. Januar, zu dem es ausschließlich vegetarische Gerichte gibt. Traditionell kommen zwölf unterschiedliche Speisen auf den Tisch, die die zwölf Apostel symbolisieren sollen. Auch für die Ukrainer ist am Weihnachtsabend die Kutja unverzichtbar, für deren Zubereitung nahezu jede Familie über ein eigenes, von ihren Vorfahren überliefertes Konzept verfügt. Geschenke für die Kinder gibt es in der Ukraine bereits zu Silvester und in einigen Familien auch am Weihnachtsabend. Hierfür kommen ebenfalls Ded Moros und Snegurotschka ins Haus. Der Brauch, dass sich Erwachsene beschenken, ist dagegen neueren Datums.
Am Heiligen Abend stellt der Hausherr in der Ukraine den Didukh – eine Weizengarbe – in die Ecke, bevor die Familie zu Besuch kommt. Sie soll daran erinnern, dass Josef im kalten Stall einen Wandspalt mit einer solchen Garbe stopfte, als das Jesuskind zur Welt gekommen war.
Libanon
Im Libanon leben viele Christen, die natürlich auch das Weihnachtsfest begehen. Die meisten von ihnen gehören der maronitischen Kirche an, die ebenso wie Katholiken und Protestanten Weihnachten am 25. Dezember feiert. Auch viele libanesische Muslime haben jedoch ihre Freude an den Festlichkeiten.
Auch im Libanon kommt am Heiligabend der Weihnachtsmann ins Haus, hier wird er Baba Noel genannt. In vielen christlichen Familien wird eine Weihnachtskrippe aufgebaut, daneben steht meistens auch ein geschmückter Weihnachtsbaum. Auch die Kirchen, der Außenbereich von Wohnungen und Häusern und der öffentliche Raum festlich dekoriert. Am Weihnachtsabend treffen sich die Familien zur traditionellen Weihnachtsbescherung und zum Abendessen. Für die meisten libanesischen Christen schließt sich daran der Besuch der Weihnachtsmesse an, da sie in Weihnachten vor allem ein Fest der Gemeinde sehen. Am ersten Weihnachtstag gibt es ein opulentes Festmahl mit zahlreichen Vorspeisen – den landestypischen Mezzes – Hähnchen, Fleisch, Salaten und vielen anderen Leckereien. Fast immer gibt es an diesem Tag auch Kubbeh – ein Festgericht, bei dem ein Weizenbrei mit Fleisch, Zwiebeln und Gewürzen im Ofen ausgebacken wird. Als Dessert wird häufig Meghli – ein Reispudding mit Mandeln, Pinienkernen, verschiedenen Nüssen und Kokosraspeln – zubereitet, der Familienangehörigen und Gästen auch zur Geburt eines Kindes angeboten wird.
Weihnachten im Libanon ist ein fröhliches Fest, bei dem geschlemmt, getanzt und gesungen wird. Typisch für den Libanon und auch für libanesische Weihnachtsfeiern ist die Dabke, die schon in antiken Zeiten zur Festkultur des Landes zählte. Die Tänzerinnen und Tänzer fassen sich an den Händen, tanzen im Kreis oder in langen Reihen und stampfen in regelmäßigen Intervallen rhythmisch auf den Boden.
Ein Fest für Alle
Die kommenden Tage werden in all diesen Ländern durch Feste, besinnliche oder fröhliche Feiern und auch durch den Weihnachtsmann – Santa Claus, Baba Noel oder Ded Moros – bestimmt. Die Frage aller Fragen besteht zumindest für die Kinder darin, ob es den Gabenbringer wirklich gibt und ob sie ihn wenigstens einmal in ihrem Leben sehen können. 1897 schrieb ein Autor der „New York Sun“ der kleinen Virginia, die der Zeitung wegen ihrer Zweifel an der Existenz von Santa Claus einen Leserbrief geschrieben hatte, dazu einen sehr schönen Satz. Demnach existiert der Weihnachtsmann so gewiss, wie Liebe, Zuneigung und Großzügigkeit existieren. Erst durch sie – und auch durch den Weihnachtsmann – gewinnt das Leben Schönheit, Sinn und Freude.