Schornsteine

Gemauerte Schornsteine – die unsterbliche Abgasanlage

Rabe auf Dach mit gemauertem Schornstein

Der gemauerte Schornstein, auch Hausschornstein genannt, ist für viele der Inbegriff des Schornsteins. Tatsächlich bieten Abgasanlagen aus Mauerwerk heute vielfach nur noch eine schmucke Hülle für Edelstahlschornsteine. Zugleich sind jedoch immer noch viele Mauerschornsteine in Betrieb. Grund genug, sich diesem Schornsteintyp etwas intensiver zu widmen. Würde man heute 10 Menschen auf der Straße bitten, einen Schornstein zu zeichnen, zeichnen sicherlich neun einen gemauerten Schornstein.

So sehr ist der Schornsteinschacht aus Mauerwerk in unser kollektives Bewusstsein eingetragen, dass die Realität für viele Menschen desillusionierend wirken muss. Denn der Mauerschornstein ist ein „Relikt“ aus der Zeit, in der vor allem Kohle zum Heizen genutzt wurde. Doch vor allem in den Altbauten der Städte bestehen die Schornsteinschächte auch in heutiger Zeit immer noch aus Ziegeln und Schamottesteinen.

Erste gemauerte Schornsteine im 17. Jahrhundert

Nachdem Schornsteinanlagen schon auf Burgen und Schlössern im Mittelalter genutzt wurden, hatte sich die Schornsteintechnik sukzessive weiterentwickelt. Waren die alten Schlote jedoch häufig noch aus Gips oder sogar Holz gefertigt, begann man im 17. Jahrhundert in England damit, Schornsteine aus Ziegeln herzustellen. Als schließlich die Industrialisierung Endes des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts einsetzte, wurden leistungsfähige Schornsteinsysteme benötigt, um die bei der Verbrennung von Kohle entstehenden Abgase sicher abzuführen. Auch in den zunehmend dichter besiedelten Städten wurden Abgassysteme benötigt, um den Rauch von Kohle- und Holzöfen abzuführen. Somit breitete sich der gemauerte Schornstein auch im privaten Bereich aus, wie er heute noch in vielen Altbauten vorzufinden ist. Mit dem Fortschritt der Heiztechnik, der günstigeren Produktionsmöglichkeiten für Stahlschornsteine und der häufigen Umstellung auf Gas-Brennwertanlagen erhielt der klassische Schornstein spätestens seit den 1970er-Jahren eine Nebenrolle.

Mauerschornsteine – Systeme und Anforderungen

Der Hausschornstein wird nach DIN 18160 in zwei verschiedene Klassen unterschieden:

 

    • einschalige Schornsteine: Diese Schornsteine werden aus Mauer- oder Formsteinen angefertigt. Die Wände dieser Abgasanlagen sind einschalig im „mauerwerksgerechten Verband“ eingemauert. Alle Baustoffe für einschalige Schornsteine werden in der DIN 105, DIN 106 sowie der 18150 und 4165 angegeben. Dies sind Mauerziegel mit Lochung, Vollsteine aus Kalksandstein sowie Formstücke aus Leicht- und Porenbeton.

 

  • mehrschalige Schornsteine: Diese Schornstein-Varianten bestehen aus mehrschaligen Wänden, die wiederum aus verschiedenen Baustoffen hergestellt werden. Wichtig dabei ist, dass die Außenschale des Mauerschornsteins gemäß DIN 4108 eine Wasserdampf-Diffusionszahl aufweist, die geringer ist als der Diffusionswiderstand der Innenschale. Für das Innenrohr dürfen gemäß DIN 18147 Formteile aus Schamotte oder Leichtbeton verwendet werden. Die Materialien der Außenschale können aus Leichtbeton (Hohlblock oder Formteile nach DIN 18151, Vollsteine nach DIN 18152), Mauerziegeln (DIN 105), Kalksandsteinen (DIN 106), Porenbetonsteinen (DIN 4165) bestehen.

 

Die Reihe der Materialvorschriften beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Mauerwerk, auch der Mörtel ist vorgeschrieben. Genutzt werden darf nur Mörtel der Gruppe II oder IIa (Kalk, Zement, Sand) gemäß DIN 1053-1. Wichtig ist außerdem, dass die Schornsteinwände einen ausreichenden Wärmedurchlasswiderstand bieten, um Kondensatausfall im Schornsteinschacht zu minimieren. Auch der Durchlasswiderstand ist geregelt, und zwar nach DIN 4705, Teil 2.

Für gemauerte Schornsteine gelten wie bei allen Abgasanlagen die gängigen Brandschutzbestimmungen, die z.B. auch die Abstände zu brennbaren Bauteilen regeln.

Der Bau von Hausschornsteinen aus Mauerwerk ist in der DIN 1056 geregelt. Dort werden benötigte Schornsteinhöhen, Querschnitte sowie weitere Auflagen für die Konstruktion freistehender Mauerschornsteine definiert. In der DIN 1056 auch festgelegt, dass bei diesen Schornsteinanlagen alle zwei Jahre eine Zustandsüberwachung vom zuständigen Schornsteinfeger durchgeführt werden muss.

Für verschiedene Brennstoffe geeignet – aber nicht für Gas oder Öl

Gemauerte Hausschornsteine eignen sich vorwiegend, wenn Brennstoffe gleichbleibend mit hohen Abgastemperaturen verbrannt werden, also Holz, Schweröl oder Kohle. Kaminöfen, Pelletöfen oder Holzherde können im Prinzip problemlos an einen gemauerten Schornstein angeschlossen werden. Für Öl- oder Gasheizungen eignen sich Mauerschornsteine heute nicht. Denn die Durchmesser von gemauerten Schornsteinen sind meist zu groß, um bei geringen Abgastemperaturen von knapp 100° C ausreichend Zug zu entwickeln. Die Folge wäre ein hoher Kondensatanfall. Das Kondensat würde dann stückweise ins Mauerwerk eindringen und für eine verstärkte Versottung des Schornsteins führen. Liegen die Außentemperaturen zusätzlich unter dem Gefrierpunkt, können Schornsteinteile abplatzen oder abbrechen.

Lohnt sich der Neubau eines gemauerten Schornsteins heute?

Gemauerte Schornsteine sind heute ein Stück Kulturgut. Unter bestimmten Voraussetzungen ist ihr Betrieb auch weiterhin möglich. Allerdings ist die Konstruktion trotz aller Stabilität, ob mehrschalig oder einschalig, anfällig für Versottung. Hier ist es vor allem der Schornsteinkopf, über den der Verfall der alten Hausschornsteine zunimmt. Um das Mauerwerk sowie den Schacht zu erhalten und um auch moderne Heizungsanlagen verwenden zu können, werden die alten Schächte heute mit einwandigen Edelstahlschornsteinen saniert. Auch die Schornsteinköpfe werden mit Edelstahlhauben und Abdeckungen optimiert. So bleibt die angenehme Backsteinoptik erhalten und zugleich können Wohnungsbesitzer von den Vorzügen einer modernen Abgasanlage profitieren, indem sie flexibler bei der Brennstoffwahl sein können.

Der Neubau komplett gemauerter Schornsteine lohnt sich heute nicht mehr. Zum einen stehen die Arbeitskosten für die Berechnung sowie den Bau der Anlage in keinem Verhältnis zu fertigen Systemen. Und zum anderen wäre viel Bürokratie nötig, um einen Mauerschornstein abnehmen zu lassen. Zunächst dürfte die Schornsteinanlage nur von einem Schornsteinbaumeister errichtet werden. Danach müsste der Schornstein von einem Schornsteinfeger abgenommen werden, da die Anlage keine Standardmaße und –Zertifizierungen aufweist.

Hausbesitzer, die dennoch auf Steinschornsteine setzen möchten, können zertifizierte Modul-Schornsteine aus Fertigteilen nutzen, auf die wir im nächsten Beitrag unserer Reihe eingehen. Eine einfache und kostengünstige Alternative wären auch Doppelwandige Edelstahlschornsteine für die Außenwandmontage.