Alltagsstress und Hektik, eine schnelle Mahlzeit zwischendurch – solche Situationen kennt vermutlich jeder. Viele Menschen, die sich wünschen, wieder altbewährte Dinge zu benutzen, haben dabei auch Entschleunigung im Sinn. Zu diesen Dingen zählt der Holzherd, der noch vor wenig mehr als 60 Jahren in vielen Häusern Standard war.
Kochen, Backen und Heizen
In der heutigen Zeit bringt ein Holzherd ein Stück Lebensqualität ins Haus. Speisen lassen sich auf einem solchen Herd ebenso bequem und komfortabel zubereiten wie auf jedem anderen Herd (allerdings meinen einige Verwender, dass der Geschmack von auf Holzherden gekochten Speisen durch andere Kochgeräte nicht zu schlagen ist).
Gleichzeitig spendet ein Holzherd ebenso wie ein Kaminofen besonders wohlige und angenehme Wärme – schließlich beruhen diese beiden Feuerstätten auf demselben Wirkprinzip. Natürlich müssen die Käufer eines Holzherdes nicht befürchten, dass sie damit auf Kochkomfort verzichten müssen. Die Hersteller bringen viele Innovationen und Gestaltungsmöglichkeiten auf den Markt – auch aus diesem Grund wird der Holzherd für viele Kunden wieder spannend. Zum Teil werden die Herde individuell gefertigt und besitzen dann die Qualität eines Designermöbelstücks.
Herde – seit prähistorischen Zeiten ein Kulturgut
Herde gehören zu den ältesten Kulturgütern der Menschheit. Ganz am Anfang bestanden sie aus flachen Feuergruben, andere Herde wurden zwischen Steinen oder auf Lehm- und Steinplatten errichtet. Im südlichen Griechenland fanden Archäologen die Überreste von aus Ton hergestellten Herden, die den Bewohnern dieser Gegend bereits vor 23.000 bis 34.000 Jahren als Kochgelegenheit und Feuerstätte dienten.
Später erhielten die Herde aufgemauerte Sockel. Gekocht wurde in Kesseln, Fleisch wurde auf Rosten oder an Spießen gar. Als Brennstoff diente in der Regel Holz. Die historischen Holzherde waren das Zentrum des gesamten Hauses. In der prähistorischen Epoche, aber auch in der Antike, erfüllten sie zum Teil auch religiöse Funktionen.
Spätestens seit dem 18. Jahrhundert beschäftigten sich Ofenbauer und Erfinder auch immer wieder damit, neue – effizientere und komfortablere – Herde zu entwickeln. Der erste vollummauerte Kochherd – übrigens ebenfalls ein Holzherd – war der Castrol-Herd (Castrol – von Casserolle, französisch für einen Kochtopf), der über einen Rauchfang und eine durchlöcherte Eisenplatte für das Kochgeschirr verfügte. Geschlossene und durch Klappen regulierbare Feuerräume und Ofenringe zur Hitzeregulierung auf der Platte begannen sich an der Wende zum 19. Jahrhundert durchzusetzen.
Der Sparherd, oft mit integriertem Backofen, einem Wärmeschrank und einem Warmwassertank – dem sogenannten Wasserschiff – war geboren und ist der Vorläufer aller modernen Herde. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die gemauerten Herde zumindest in wohlhabenden Häusern durch Konstruktionen aus Metall ersetzt. Eine spätere und sehr leistungsfähige Variante eines solchen Herdes war der 1929 entwickelte AGA-Herd mit zwei großen Kochplatten und zwei bis vier Öfen, der auch als Wärmespeicher diente.
Allerdings wurde Holz im Zuge dieser Entwicklung durch andere Brennmaterialien abgelöst. Zunächst kamen die Kohleherde auf. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts folgte der Gasherd, der seine Bedeutung bis heute nicht verloren hat. Moderne Herde werden vor allem mit Gas oder mit Strom betrieben. Als neue elektrische Herdvarianten sind heute Ceranfeld-Herde, Mirowellenöfen und Induktionsherde hinzugekommen. Vor diesem Hintergrund fristete der Holzherd über lange Zeit ein Nischendasein. Seit einigen Jahren erlebt er jedoch ein eindrucksvolles Revival.
Moderne Holzherde – flexible Alleskönner mit Designfaktor
Die Holzherde unserer Tage verbinden verschiedene Welten miteinander – Neues kommt zu Altbewährtem. Kunden, die sich einen Holzherd wünschen, können zwischen Ausführungen mit einer traditionellen Herdplatte aus Stahl oder einem Ceranfeld wählen. Vor allem in der Premiumklasse sind Holzherde heute echte Hightech-Herde.
Oft verfügen sie über mehrere Brennbereiche: Wie bei einem Kaminofen wird Scheitholz in einem dafür ausgelegten Feuerraum verbrannt, daneben gibt es ein Pellet-Modul mit einem separaten Brennsystem. Der Hersteller Lohberger hat sogar „intelligente Herde“ mit Holz- und Pelletfeuerung im Programm, die sich per Fernbedienung oder via Internet steuern und bedienen lassen.
Nicht zu unterschätzen, ist der Designfaktor, den ein Holzherd mit sich bringt. Käufer der Herde können zwischen nostalgischen Varianten, die an Omas Küchenherd erinnern und modernen puristischen Designoptionen wählen. Damit passt sich ein Holzherd jeder Wohnumgebung an. Wer sich für ein Modell mit einer Ofentür aus feuerfestem Glas entscheidet, kann mit seinem Holzherd auch die optische Behaglichkeit eines Kaminofens genießen.
Moderne Holzherde lassen sich als „Freiständer“ – natürlich mit Kaminzugang – betreiben oder in eine Küchenzeile integrieren. Natürlich gibt es hier neben unterschiedlichen Designs auch eine große Vielfalt farblicher Gestaltungsmöglichkeiten.
Energieeffizientes und umweltfreundliches Kochen, Backen, Braten
Im täglichen Betrieb erweist sich ein Holzherd als eine sehr energieeffiziente und – bei richtiger Konfiguration und Bedienung – emissionsarme und umweltfreundliche Kochoption. Wenn der Herd erst einmal brennt, ist er einem Elektroherd im Hinblick auf seine Energieeffizienz und seinen Wirkungsgrad häufig überlegen. Bis zwei Liter Wasser kochen, dauert es bei modernen Modellen nicht länger als eine knappe Viertelstunde.
Wenn der Holzherd das gesamte Haus beheizt
Moderne Holzherde können allerdings noch viel mehr als kochen. Heizwärme wird durch die Geräte immer abgegeben, so dass sich auch ein vergleichsweise einfacher Holzherd als Wärmequelle an kühlen Abenden und in der Übergangsperiode eignet. Im Sommer kann dieser Effekt jedoch durchaus unerwünscht sein – eine gute Lösung ist in diesem Fall ein Kombiherd, der sowohl mit Holz als auch mit Strom betrieben werden kann.
Ein entsprechend konstruierter Holzherd kann jedoch auch als Etagenheizung oder als Zentralheizung für den gesamten Wohnbereich des Hauses sowie zur Warmwasserbereitung dienen. Ein solcher „Zentralheizungsherd“ versorgt Radiatoren oder eine Bodenheizung über eine sogenannte Wassertasche mit warmem Heizungswasser.
Die Kapazitäten solcher Herde liegen zwischen fünf und 20 Kilowatt. Ein 20-Kilowatt-Herd ist problemlos in der Lage, ein komplettes Haus mit Wärme und warmem Wasser zu versorgen. Marktüblich sind Leistungen zwischen fünf und acht Kilowatt, die ausreichen, um eine ganze Wohnetage komfortabel zu beheizen. Wichtig ist allerdings, dass die Statik des Gebäudes einen solchen Ofen aushält – das Gewicht eines wasserführenden Holzherdes kann schnell einige hundert Kilogramm betragen.
Für wen eignet sich ein Holzherd?
Holzherde eigenen sich für alle, die sich eine energieeffiziente, ressourcenschonende und emissionsarme Koch- und Heizungslösung wünschen. Die wichtigste Voraussetzung für den Betrieb eines solchen Herdes besteht darin, dass ein Kamin vorhanden ist. Falls der Holzherd in einem Haus zum Einsatz kommen soll, das bisher über keinen Rauchabzug verfügt, ist die nachträgliche Installation eines Außenwandkamins eine optimale, wenig aufwändige und kostengünstige Lösung.
In den ersten Tagen mit dem neuen Herd ist sehr wahrscheinlich etwas Übung und folglich Ausprobieren nötig. Anders als bei einem Gas- oder Elektroherd erfolgt die Wärmeregulierung nicht durch Drehschalter, sondern durch die Positionierung der Töpfe oder Pfannen auf dem Herd. In der Mitte – also direkt über dem Holzfeuer – ist die Wärmeentwicklung am stärksten, so dass Speisen hier gut geschmort oder angebraten werden können.
Zum Fortgaren oder Warmhalten wandern die Töpfe in den Randbereich des Ceranfeldes oder der Ofenplatte. Natürlich ist ein moderner Holzherd auch mit einem Backofen versehen, der in der Regel mit einer Temperaturanzeige ausgestattet ist.
Ein wenig aktive Mitwirkung der Betreiber ist – anders als bei Strom- und Gasgeräten – für einen Holzherd allerdings erforderlich. Damit sich die Kochleistung des Herdes voll entfalten kann, ist etwa alle 30 Minuten das Nachlegen einiger Scheite nötig. In dieser Hinsicht komfortabler sind Herde mit einem integrierten Pellet-Modul, dass die Zufuhr des Brennmaterials automatisch regelt.
Welche gesetzlichen Anforderungen müssen Holzherde erfüllen?
Für den Betrieb von Holzherden gelten gesetzlich vorgeschriebene Normen. Der Herd sowie der Kamin müssen durch den Bezirksschornsteinfegermeister abgenommen werden.
Für die Erstprüfung der Herde wird die DIN EN 12815 (Herde für feste Brennstoffe, Anforderungen und Prüfungen) angewendet. Diese Norm beschreibt die Anforderungen an Herstellung, Ausführung, Konfiguration und Sicherheit des Herdes.
Auch das Leistungsvermögen ist – insbesondere in der Relation von Wirkungsgrad und Emission – normiert. Außerdem enthält die DIN EN 12815 Anleitungen und Kennzeichnungen für die Typenprüfungen von häuslich angewendeten Herden für feste Brennstoffe.
Die Normprüfung eines Holzherdes erfolgt herstellerseitig durch eine unabhängige Prüfstelle und ist Bestandteil des Konformitätsprüfverfahrens für die CE-Kennzeichnung des Produktes. Bestandteile der Prüfroutine sind die Leistungsprüfung bei Nennwärmeleistung, die Emissionsprüfung, aber auch Funktionsprüfungen im Hinblick auf das Kochen, Backen, die normgerechte Funktionalität der Back- und Bratfachtüren sowie die Belastbarkeit der Backbleche.
Weitere Prüffaktoren sind die Brandsicherheit des Herdes, je nach Herdtyp die Schwachlast und das Wiederhochheizen des Herdes sowie – bei Heizungsherden – Druckprüfungen und die Prüfung der thermischen Ablaufsicherung. Auch für die Werkstoffe für den Bau der Herde und einige weitere Faktoren sieht die DIN EN 12815 rechtlich verbindliche Regelungen vor.
Außerdem muss ein Holzherd – unabhängig davon, ob er als Koch- oder auch als Heizungsherd zum Einsatz kommt – die Vorgaben der 1. und 2. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) erfüllen, die der Reduktion von Feinstaub und anderen gesundheits- und umweltschädlichen Emissionen von Feuerstätten dienen.
Ältere Herde, die diese Anforderungen nicht erfüllen, müssen stillgelegt, ausgetauscht oder entsprechend nachgerüstet werden. Hierfür gibt die BImSchV abhängig vom Typenmodell und dem Herstellungsjahr des Herdes verbindliche Termine vor.
Welche Hersteller bringen Holzherde auf den Markt?
Kunden, die sich für einen Holzherd interessieren, haben die Wahl zwischen verschiedenen Herstellern und Modellen. Hochwertige Holzherde werden beispielsweise von der bereits erwähnten Firma Lohberger, dem Schweizer Familienunternehmen Tiba und einer ganzen Reihe anderer Hersteller produziert.
Wir empfehlen, vor der Anschaffung des Herdes immer einen Ofenexperten zu konsultieren, der die Konfiguration des Herdes vornimmt, das zu den Wünschen seiner Kunden passende Modell empfiehlt, den Holzherd installiert und dafür sorgt, dass das gewählte Modell und die Kaminanlage alle gesetzlichen Anforderungen erfüllen.
Unser Fazit: Holzherde sind eine Erfolgsgeschichte
Historisch und in der Gegenwart haben sich Holzherde als ein echtes Erfolgsmodell erwiesen. Heute ist ihren Verwendern in der Regel eine möglichst hochwertige Ausstattung mit optimalen Funktionalitäten wichtig. Den Ausschlag für die Anschaffung eines solchen Herdes gibt jedoch oft der Wunsch nach einem energieeffizienten und umweltfreundlichen Koch- und Heizgerät.