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Die Ofenampel – Gedankenspiele

Ofenampel- Gedankenspiele

Die Ofenampel kommt ab 01.01.2018 und wird in Deutschland flächendeckend Pflicht. Was eine gute gemeinte Initiative ist, ist möglicherweise der Sargnagel am Grab des Fachhandels.
Dieser Artikel basiert eher auf der Einschätzung zur Marktentwicklung. Es ist ein kleiner Blick in die Zukunft ohne den Anspruch zu haben jedes Detail korrekt wiederzugeben. Es darf und soll dazu gerne andere Meinungen geben. Eine Streitschrift also…

Legen wir los – Die Ofenampel kommt also

Pünktlich zum 01.01.2018 kommt also die Kennzeichnungspflicht für Holzfeuerstätten. Wir haben dazu bereits in einem anderen Beitrag berichtet.

 

Es wird also erforderlich sein alle Öfen ob alt ob jung mit einem entsprechenden Label zu bestücken und zwar unabhängig von dem Verkaufsort. Da kommt eine Menge Arbeit auf den Schornsteinfeger zu.

 

Die Geschichte zu dieser Maßnahme beginnt aber eigentlich bereits weit vor dem Jahr 2010. Wir erinnern uns an die novellierte Bundesimmissionsschutzverordnung und die damit einhergehenden Stilllegungs- und Nachrüstfristen für Einzelraumfeuerstätten. Auch dazu haben wir mehrfach berichtet und einige unserer damaligen Aussagen bewahrheiten sich jetzt.

 

Wer es nochmal nachlesen will wie der HKI damals argumentiert hat, haben wir die Pressemitteilung nochmal verlinkt.

 

Es ist nämlich weder heute noch war es damals der Fall, dass die kalkulierten 4,2 Millionen betroffenen Feuerstätten im Markt aufgetaucht sind. Sie sind auch nicht abgetaucht, respektive stillgelegt wurden. Viele davon laufen noch immer und werden dies dank Ausnahmegenehmigung und „Augen zu“ auch weiterhin.

 

Bitte nicht falsch verstehen – ich und viele meiner Branchenkollegen haben diese Grenzwerte von Anfang an als völlig absurd bezeichnet. Nicht das die Öfen diese nicht einhalten könnten. Das Problem steht aber einen Meter vor dem Ofen.

 

Ohne die Nutzer damit zu diskreditieren, muss offen benannt werden, dass das Holz und der jeweilige „Einheizer“ über einen guten oder schlechten Abbrand entscheiden. Kein Label, keine Marke, Prüfinstitut oder sonst wer spielt auch nur ansatzweise eine bedeutendere Rolle. Und eins darf ich nach über 20 Jahren in der Branche sicher sagen: Die Hauptakteure wissen von ihrer Rolle nichts.

Wie konnte es dazu kommen

Es sollten also viele Feuerstätten ausgetauscht werden. Nach sehr kurzer Zeit stellte man aber fest, dass dies nicht der Fall war. Ich erinnere mich an Zahlen, dass bis 2015 nicht einmal 10% der erforderlichen Geräte ausgetauscht oder stillgelegt wurden. Der Geschäftsführer des Branchenverbandes HKI hat in einem internen Interview eine Zahl von 100.000 Geräten genannt.

 

Es hätten zu diesem Zeitpunkt nach vorherigen Schätzungen bereits ca. 1 Mio. sein müssen. Warum schießt mir jetzt ein alter Schlagertext in den Kopf – Nana Mouskouri lässt grüßen.

 

Die Antwort ist so einfach wie bizarr. Der Gesetzgeber hat den Bock zum Gärtner gemacht und ihn auch noch mit einem stumpfen Schwert ausgestattet – entschuldigt liebe Schornsteinfeger – und die schwarze Zunft zu Marktteilnehmern gemacht ohne die Kompetenz der Stillegung in seine Hände zu legen.

 

Die freie Wahl des Schornsteinfegers für Kehr- und Messarbeiten hat dazu geführt, dass der Anbieter dem Kunden gehorcht und nicht wie vorher umgekehrt. Die letztliche Stilllegung von Feuerstätten erfolgt durch die zuständigen Behörden an die der Schornsteinfeger meldet.

 

Als das Problem erkannt wurde war es eigentlich schon zu spät. Die Schornsteinfeger hatten bereits seit gut vier Jahren ein anderes Verständnis für ihr Geschäft entwickelt und wollten sich nicht recht motivieren lassen, gegen ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen zu arbeiten.

 

Da der HKI immer wieder die Senkung der Emmissionen von bis zu 85 % durch den Austausch propagierte aber sich inzwischen auch in der Politik und bei Umweltverbänden Widerstand zeigte war die Idee der Ofenampel geboren.

Das Spiel mit der Eitelkeit und deren (mögliche) Folgen

Die Beschleunigung der Umsetzung zur Stilllegung von Feuerstätten war bzw. ist also das vorrangige Ziel der Ampel. Ich bin sicher, dass dies auch ein ganzes Stück dazu beitragen wird.

 

Man wird nicht die Nutzer bekommen die eine Ausnahmegenehmigung nach der anderen erhalten, Schornsteinfeger die die „Messgeräte falsch bedienen“ oder unmotivierte Behörden die lieber Streit aus dem Weg gehen – man wird aber den Großteil zum Umdenken bewegen.

 

Zu schön sind doch die grünen Farben an der Spitze und wer will nur ein B oder gar C Ofen haben? Das Spiel mit der Eitelkeit hat begonnen. Der nichts ahnende Nutzer freut sich wie Bolle endlich den alten Stinker rauszuschmeißen und durch einen modernen Ofen mit A+ Plakette auszutauschen. Die die sich nicht sofort überzeugen lassen, müssen ihre Schande dann offen tragen und sich womöglich noch als Umweltverpesster oder schlimmeres beschimpfen lassen.

 

Alle die das aushalten, werden sich zunächst wundern, dass der Nachbar mit seinem neuen Ofen immer noch schwarzen statt weißen Rauch produziert – also alle die mal kurz nachdenken – bevor eine Flut von Nachrichten aus Umweltverbänden wie der Deutschen Umwelthilfe (Axel Friedrich steht schon in den Startlöchern) auch die letzten Zweifler zu Überzeugungstätern macht.

Und wie geht es weiter

Dann liebe Branchenkollegen sind vielleicht zwei bis drei Jahre vergangen und wir haben endlich eine blütenreine Weste. Aber viele der Ofenstudios werden nicht mehr da sein.

Seien wir mal ehrlich: Wir haben seit ca. drei Jahren fallende Zahlen im Gesamtmarkt obwohl die BimschV. bereits sieben Jahre alt ist. Und wenn wir noch ein bisschen mehr ehrlich sind, wissen wir alle das die Zahlen des HKI nicht das Papier wert sind auf dem sie stehen.

 

Ich muss an der Stelle wohl so arrogant und brutal sein wie es geht. Das Austauschgeschäft wird größtenteils am Fachhandel vorbei gehen und wenn es vorbei ist, werdet ihr euer Fachhandelsnetz nicht wieder erkennen.

 

Wer ernsthaft daran glaubt, dass wir mit der Ofenampel den Baumarkt ausstechen oder den Einbruch im Preisbereich 2000-3000 EUR auffangen dem ist nicht zu helfen.

 

Wir wissen alle um die sensationell guten Prüfverfahren (VW lässt grüßen) und das geänderte Kaufverhalten. Wir wissen alle das der Ofen nicht mehr den Stellenwert hat. Es ist von einer Primärheizquelle zu einem Möbelstück geworden – Stellenwert = Sofaniveau.

Zwei Szenarien – keines davon gut

Und ganz offensichtlich wird der Baumarkt sich keine Geräte mit einer Bewertung schlechter als B hinstellen.

 

Ironie an; Die verkaufen sich so schlecht und werden dank der guten Messverfahren ja auch quasi gar nicht angeboten. Ironie aus;

 

Es ist also möglich, dass die alten Blechbüchsen aus dem Baumarkt schöne neue Labels bekommen und ihr euren Kunden dann den Unterschied zwischen einem A Gerät für 1000 EUR und einem A+ Gerät für 2500 EUR erklären dürft oder das die 2500 EUR Geräte, wie in anderen europäischen Ländern, auch bald im Baumarkt landen.

 

Der gute alte Ofenbauer, wenn es ihn den noch gibt, wird weiter sein Auskommen haben. Die Ofenstudios werden nochmal eine richtige Party feiern können und den anschließenden Kater völlig ausblenden. Es muss getanzt werden solange die Musik spielt.

 

Das Aufwachen wird für viele aber ungemütlich werden. Der Ökodesign Richtlinie sei Dank  können dann auch noch „bessere Öfen“ in allen Verkaufsstellen angeboten werden und die Unterscheidbarkeit schrumpft auf das Aussehen herunter.

 

Wer jetzt das Schwert „Beratung“ schwingt dem seien zwei Worte zu gerufen: Internet und Hark. Während ich Hark eher als Verlierer im Markt sehe, wird das Internet dank Augmented Reality, der allgegenwärtigen Logistik und schließlich dem Kaufverhalten gewinnen.

Meine Fragen

Letztlich darf ja bereits jetzt der Gebietsschutz, den es noch vor wenigen Jahren flächendeckend gab, als beendet erklärt werden. Was aber macht der Außendienst eines Herstellers noch, wenn der Blick auf eine einfache Skala über Wohl und Wehe entscheidet?

 

Achso ja. Auch eine ganz wichtige Frage: Wenn wir uns jetzt schon kaum argumentativ gegen die Feinstaubdebatte wehren können, ist die Ofenampel dann nicht ein Sargnagel so dick wie ein Phallus?

 

Als Jäger fällt mir dazu sofort ein waidmännischer Spruch ein: „Hose runter – Holzgewehr“.