Die Zahl der Auszubildenden zum „Ofen- und Luftheizungsbauer“ nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Trotz der Bemühungen der ausbildenden Betriebe und der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Kachelofenwirtschaft e. V. interessieren sich nicht ausreichend Schulabgänger für diesen eher traditionellen Handwerksberuf. Dabei bieten sich für moderne Kaminbauer zahlreiche Betätigungsfelder und spannende Arbeiten rund um die Planung und Umsetzung von Feuerstätten: Von kreativer Planungsarbeit über administrative Koordination und fachlich tiefgreifende Konzeptionierung ist hier viel geboten.
Ganz traditionell spricht man eigentlich vom „Hafner“ oder Ofensetzer, vor allem im südlichen Deutschland und in Österreich wird die ältere Berufsbezeichnung noch verwendet. Mit teils handgefertigten, teils später maschinell produzierten Keramikfliesen und reichlich Fachwissen sind in den vergangenen Dekaden viele größere und kleinere Feuerstätten und Kaminöfen entstanden. Sie bildeten das Zentrum der Haushalte, an denen gekocht, geheizt und die Familie beisammen gehalten wurde.
Ausbildungsberuf Ofenbauer: Chancen & Risiken
Mit der aufkommenden Fernwärme und der Öl- und Gasheizung in privaten Haushalten verschwand der Kaminofen für einige Zeit aus den Wohnungen. Andere Berufe wurden für Schulabgänger attraktiver und die Zahl der sorgfältig ausgebildeten Kaminbauer nahm ab. Mittlerweile erfreuen sich Kaminöfen und Luftheizungsanlagen wieder eine steigenden Beliebtheit – jetzt fehlt es dafür an den professionellen Kräften, die für die Planung, Montage und Wartung dieser Feuerstätten notwendig sind.
Im Ausbildungsjahr 2016/2017 sind insgesamt 273 angehende Gesellen in entsprechenden Ausbildungsverträgen gebunden, zusammengerechnet über alle drei Ausbildungsjahre. 2008 waren es dagegen noch über 400 Auszubildende. Die Zahlen sprechen für sich: Langfristig wird es an gut ausgebildeten Fachkräften in dieser Branche fehlen.
Schuld daran ist teilweise auch die Befürchtung, im Anschluss an die dreijährige Berufsausbildung mit geringem Einkommen und ohne weitere Aufstiegschancen dazustehen. Zusätzlich zur steigenden Akademisierung liegen sehr viele andere Ausbildungsberufe auf den vorderen Plätzen, die mit Bürotätigkeiten oder nur geringer körperlicher Arbeit locken. Dagegen sind Ofenbauer durchaus körperlich gefordert, ein handwerkliches Geschick und ein Gespür für die verschiedenen Baumaterialien sind unverzichtbar.
Dabei ist der fachlich versierte Ofenbauer längst zu einer spezialisierten Fachkraft für umfassende Luftwärmesysteme geworden und auch die Weiterbildungs- und Aufstiegschancen sind eigentlich vielversprechend.
Der Start in die Ausbildung
Der Start allerdings ist eher mau: In der Ausbildung zum Ofenbauer erhalten Auszubildende im Mittel rund 500,-€ im ersten Lehrjahr. Zuschüsse in Form der Ausbildungsbeihilfe sind ebenso möglich wie exklusive Stipendien. Die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Kachelofenwirtschaft e. V. hat ein Stipendium ins Leben gerufen, mit dem Attraktivität der Ausbildung und des Handwerkberufs aufgewertet werden soll.
Bestandteile sind unter anderem ein organisierter Lehrlingsaustausch sowie intensive Fachpraktika bei renommierten Herstellern. Damit wird dem steigenden Bedarf an Weiterqualifizierung Rechnung getragen. Außerdem erweitert es den Horizont der angehenden Kaminbauer enorm, wenn sie in verschiedenen Ausbildungsbetrieben und bei unterschiedlichen Herstellungsfirmen hineinschnuppern. Das vermittelt für das spätere Berufsleben einen ersten Eindruck über die vielen Möglichkeiten der Spezialisierung.
Mögliche Weiterbildungen finden sich auch hier
Nach erfolgreich absolvierter Ausbildung stehen dem Kaminbauer natürlich primär die Handwerksbetriebe offen, die dringend auf gut ausgebildeten und einsatzfreudigen Nachwuchs angewiesen sind. Die Einkommenschancen hängen vom Wohnort und der jeweiligen Verantwortlichkeit oder einer Spezialisierung ab, bewegen sich aber in einem Rahmen zwischen 1.300,-€ bis 2.000,-€.
Zusätzlich kann sich der Berufseinsteiger weiterbilden zum:
- Fachkaufmann in der Handwerkerwirtschaft
- Ofen- und Luftheizungsbauermeister
- Versorgungstechnik-Bachelor (gleichgestellt mit Meister)
Parallel mit dem Weiterbildungsstand und dem erworbenen Wissen steigen die Einkommenshöhen an. Für einen Meister rechnet man mit rund 3.200,-€ Brutto-Monatseinkommen.
Weitere Informationen zu dem Ausbildungsberuf, der Vergütung und auch den Chancen auf dem Arbeitsmarkt lassen sich beispielsweise bei der Arbeitsagentur und deren Berufsinformationszentrum, auf Ausbildungsmessen oder direkt bei den Fachfirmen erfragen.
Für ausbildungswillige Unternehmen haben sich regionale Schulveranstaltungen für Ausbildungsinformationstage sowie das Angebot von Fachpraktika bewährt. Der Schüler kann direkt im künftigen Ausbildungsbetrieb das Tätigkeitsbild erleben; der Ausbildungsverantwortliche kann sich ein Bild vom möglichen neuen Azubi machen. So lassen sich auch die vielfältigen Aufgabengebiete wesentlich ausdrucksstärker vermitteln, als in den Informationsblättern der Arbeitsagentur oder bei einem kurzen Fachvortrag.
Fachwissen für Ofenbauer
Die abgekürzte Bezeichnung beschreibt die eigentlichen Tätigkeiten eines ausgebildeten Ofen- und Luftheizungsbauers nur ungenügend. Denn neben der ganz realen Montage oder Wartung von Kaminöfen stehen noch diverse andere Tätigkeiten mit sehr unterschiedlicher Komplexität auf dem Programm:
- Planung von Kachel- und Warmluftöfen
- Planung und Warmluftzentralheizungen
- Konzept und Umsetzung für offene Kamine, Heizkamine und Kachelherde im Rahmen von Wohnungsum- oder Neugestaltungen
- Konzepterarbeitung von Be- und Entlüftungen im Rahmen der Warmluftheizanlagen
Mit der erweiterten Qualifizierung als Fachkaufmann oder Meister kommen noch administrative Tätigkeiten, der direkte Kundenkontakt und die Personalverantwortung für die Handwerkskollegen hinzu.
Die Branche braucht gut ausgebildete Fachkräfte
Diese Fachkräfte fallen allerdings nicht vom Himmel, sie müssen sorgfältig ausgebildet werden. Wer sich für den Beruf des Ofenbauers entscheidet, hat zumindest langfristig einen vielfältigen und herausfordernden Job. Denn der Bedarf an geeigneten Luftheizanlagen bleibt bestehen, die dafür notwendige Technik und auch bisher sehr traditionelle Verfahren müssen daran stetig angepasst werden. Diesen Fortschritt können Konsumenten mit der Beauftragung von Fachhandwerkern und der Auswahl von Ausbildungsbetrieben unterstützen.