Öfen mit hohem Wirkungsgrad und optimaler Effizienz sind heute eine Selbstverständlichkeit. Dass Heizquellen neben einer guten Wärmeausbeute auch ein attraktives Aussehen boten, war jedoch nicht immer so. Bei den ersten Raumöfen handelte es sich vielmehr um eher leistungsschwache Apparaturen, die große Mengen an Brennmaterialien verbrauchten und als klobige Kolosse das Ambiente beeinträchtigten.
Wie Kachelöfen Wärme in die Wohnstube brachten
Die genauen Anfänge des professionellen Ofenbaus lassen sich nicht präzise eingrenzen. Bemerkenswert ist aber, was vermutlich im 8. Jahrhundert geschah: Forschungen deuten daraufhin, dass in dieser Zeit erste einfache Öfen mit Kacheln ausgestattet wurden, um dadurch eine bessere Wärmeabstrahlung zu erzielen. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um Frontlader aus Lehm und Stein.
Ab dem 11. Jahrhundert kamen indes Hinterlader in Umlauf: Bei diesen wurde der Ofen von einem anderen Raum – meist der Küche – aus befeuert, um innerhalb des Wohnzimmers Wärme zu erzeugen. Mangels eigenem Schornstein wurde der Ofen mit offener Heiztür betrieben.
Der Rauch drängte also in den Aufstellraum und stieg dort, sofern vorhanden, in eine Esse auf. In der beheizten Stube selbst bekam man vom Rauchaufkommen nichts mit. Fortan wurde der Kachelofen immer populärer, zunächst im Alpenraum, später auch im Norden.
Die Funktionsweise von Kachelöfen blieb lange Zeit unverändert. Es wurde jedoch immer wieder dazu aufgerufen, den Holzverbrauch zu reduzieren.
In der Folge wurden zu diesem Thema viele Sparschriften produziert und Privilegien erteilt. Als Resultat eines Wettbewerbs aus dem Jahr 1763 wurde durch Johann Paul Baumer die erste wissenschaftliche Untersuchung des Kachelofens vorgelegt. Dennoch blieb das Problem der mangelhaften Energieeffizienz lange bestehen. Noch 1790 forderte etwa der Merseburger Johann Wilhelm Chryselius sowohl sparsamere als auch ansehnlichere Ofenkonstruktionen.
Der Kachelofen im kulturgeschichtlichen Wandel
Es war das äußere Erscheinungsbild des Kachelofens, welches sich im Laufe der Zeit stetig veränderte. Je nach vorherrschender Kulturepoche fiel das Design des Ofens eher prunkvoll, zurückgenommen oder verspielt aus. Der besondere Blickfang waren dabei immer die verwendeten Kacheln, die je nach Vermögen der Besitzer schlicht oder aufwändig gefertigt wurden.
Während sich arme Familien viele Jahrhunderte nicht einmal einen einfachen Kachelofen leisten konnten, erinnerten die Exemplare in Schlössern, Burgen und Klöstern an regelrechte Kunstwerke, die zugleich auch ein Spiegel der Zeit waren. In der Gotik bestanden verkachelte Heizöfen etwa aus einem Oberteil, einem Unterteil sowie einem Fuß und trugen beispielsweise prachtvolle Glasuren mit Heiligendarstellungen.
In der Renaissance zierten indes eher humanistische Darstellungen den Ofenkorpus. Ab der Barockzeit erfolgte hingegen die Einordnung des Ofens in das Gesamtbild der Stube – dementsprechend waren viele Zimmeröfen wie Möbelstücke gestaltet.
Im verspielten Rokoko kamen Umschlag- bzw. Überschlagöfen in Mode – hierbei wurde die Heizquelle mit einer Tonschicht überzogen. Anschließend zerschnitt, brannte und fügte man den Ton wieder so zusammen, dass es den Anschein machte, er wäre aus einem Guss.
Im Klassizismus wurden Raumöfen hingegen als Sockel für Vasen und Skulpturen genutzt, während man im Historismus nochmal sämtliche Epochen neu aufleben ließ, auch diejenigen, die noch nicht ansatzweise energieeffizient waren. Danach entwickelte man schließlich neue, formschöne Öfen, welche jedoch durch Zentralheizungen und Radiatoren verdrängt wurden.
Wie der Ofenbau sich entwickelte
Die Planung und Erschaffung von Kachelöfen erforderte eine hohe Expertise: Bereits das Vermessen und Ausgestalten einer jeden Kachel war eine aufwändige Kunst, die Herstellung und Platzierung derselben hingegen ein anstrengendes Handwerk. Mittels verschiedener Naturstoffe wurde die Kachel unter enormer Hitzezufuhr gebrannt, danach ging es an die Feinarbeiten – die fertig gebrannten Stücke wurden nachbearbeitet, bemalt und glasiert.
Jedoch war es für die Ofenbauer – in früheren Zeiten synonym oft auch Töpfer oder Hafner genannt – nicht immer einfach, in ihrem Handwerk die notwendige Anerkennung zu finden. Lange Zeit mussten sie sich mit ungeregelten Bedingungen, auch was die Bezahlung anging, zufrieden geben. Inmitten von Privilegien und Sparofenschriften war es an der Zeit, dass die Zunft der Töpfer bessere Umstände für ihre Arbeit erhielt.
Unter anderem die wissenschaftliche Arbeit von Baumer brachte Impulse für einen Wandel im Ofenbauhandwerk – aus Baumers Erkentnnissen ging später der „Berliner Ofen“ mit schlichter rechteckiger Bauweise und dezent glänzender Oberfläche hervor, der Anfang des 19. Jahrhunderts Einzug in bürgerliche Stuben finden sollte. Ein General-Privilegium und ein Gilde-Brief führten zu geregelteren Bedingungen für die Ausübung des Berufs als Ofenbauer. Das General-Privilegium hielt etwa die Voraussetzungen für die Erlangung des Meisterranges fest:
Ein Lehrbrief, ein Führungszeugnis sowie drei Jahre Berufserfahrung waren zum Beispiel erforderlich, um beim „Gewerkaltmeister“ eine Prüfung ablegen zu können. Darüber hinaus musste man für einen erfolgreichen Abschluss praktische Übungen absolvieren und eine vergleichsweise hohe Gebühr von acht bis zehn Reichstalern begleichen.
Wer indes das Töpferhandwerk erlernen wollte, musste um 1720 drei Jahre lang bei einem Meister in die Lehre gehen, nachdem er zunächst Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Katechismus-Grundkenntnisse unter Beweis gestellt hatte. Starb der eigene Meister innerhalb der Lehrzeit, wurde der Lehrling an einen anderen verwiesen.
Strikte Anforderungen stellte man auch an den ausgelernten Gesellen: Unter Ausübung eines gottesfürchtigen Lebens ohne sündhafte Ausschweifungen sollte er auf „Wanderschaft“ gehen und in Herbergen unterkommen. Hier war ein Ofenbaugeselle quasi bei Bedarf von einem Meister auswählbar und konnte dann für diesen – zu dessen Konditionen – arbeiten. Da es zu jener Zeit noch keine einheitlichen Gehälter für Gesellen gab, lag die Höhe der Bezahlung im Ermessen des Meisters.
1889 kam es zur Gründung des Hauptverbandes selbstständiger Töpfermeister und Ofenfabrikanten. In der Folge verstärkten sich die Forderungen nach einem einheitlichen Lohn. Immer mehr Gesellen legten ihre Arbeit nieder. Als Reaktion wurden vom Verband der Arbeitgeber Schulen für Ofensetzer errichtet. Da kurzfristig angelernte Kräfte – deren Zahl zudem niedrig war, da sie Lehrgeld zahlen mussten – auf Dauer aber kein Ersatz für die Gesellen waren, einigte man sich mit den Streikenden schließlich auf eine Erhöhung des Lohns um fünf Prozent.
In den folgenden Jahren gelang es dem Ofenbauhandwerk, sich als hochangesehene Zunft zu etablieren. Im bürgerlichen Haushalt wurde insbesondere der Kachelofen sehr beliebt und war dementsprechend stark nachgefragt – der Ofenbau florierte.
Der Kachelofen heute
Aufgrund von Aspekten wie der Energiewende und steigenden Energiepreisen steht der Kachelofen auch heutzutage wieder zunehmend im Fokus des Interesses. Hocheffiziente Energieeigenschaften und moderne Funktionen erlauben eine optimale Anpassung an die individuellen Erfordernisse des Zuhauses.
Während der Ofenbau mittlerweile vielfach als DIY-Projekt angegangen wird, kann aber auch die Profibranche vom modernen Zeitgeist profitieren. Der Wunsch nach personalisiert gestalteten Kacheln, etwa, ist wohl nur von einem Fachmann zu erfüllen.