In unserer Reihe über Schornsteinarten beschäftigen wir uns heute mit den Edelstahlschornsteinen. Diese besonderen Abgassysteme gehören heute zu den am meisten verwendeten Schornsteinen bei Neubauten oder bei Schornsteinsanierungen. Dabei wird der vielseitige und leistungsstarke Edelstahlschornstein entweder innen oder an der Außenwand errichtet. Die Lieferung der Schornstein erfolgt in der Regel als Bausatz.
Der Edelstahlschornstein selbst ist noch eine relativ junge Schornsteinart. Denn die Verwendung von Stahlschornsteinen für private Abgasanlagen hat ihren Ursprung Ende der 1980er-Jahre. Damals waren die Auswirkungen der Ölkrisen spürbar und es wurde nach sinnvollen Alternativen gesucht. In den USA wurde zu jener Zeit der Pelletofen populär und hierzulande erlebte der Holzofen eine neue Renaissance. Allerdings wurden und wurden für diese Feuerstätten leistungsfähige Abgassysteme benötigt. Denn nur mit einer ausreichend hohen Abgastemperatur kann das Feuerholz optimal verbrennen. Zugleich werden Giftstoffe und Feinstaub durch die Verbrennung von Feststoffen bei hohen Temperaturen verringert. Der Edelstahlschornstein war somit von Beginn an ein wichtiger Baustein für die unabhängige, wirtschaftliche und umweltfreundliche Wärmegewinnung mit Holzfeuerungsanlagen.
Das Material
Edelstahlschornsteine werden, wie es der Name bereits verrät, aus Edelstahl hergestellt. Die Materialstärke bei hochwertigen Schornsteinen aus diesem Material beträgt mindestens 0,6 Millimeter. Eine noch höhere Stabilität lässt sich mit einer Stärke von 1,0 Millimetern erzielen.
Welche Stahlart für die Herstellung von Edelstahlschornsteinen verwendet wird, hängt vom jeweiligen Hersteller und letztlich auch vom Preis der Schornsteine ab. Um die bestmögliche Materialqualität zu erhalten, sollten Konsumenten darauf achten, dass ihr Edelstahlschornstein für die Holzfeuerstätte aus rostfreiem V4A-Edelstahl hergestellt ist. Dieser Stahl wird zusätzlich mit Molybdän versehen, was dem Material noch bessere Eigenschaften verleiht als herkömmlicher V2A Stahl. Die Werkstoffnummer von V4A-Edelstahl lautet 1.4401 oder mit noch besseren Eigenschaften 1.4404 (ähnlich robust wie mit Titan verbundene Edelstahlsorten). V4A-Edelstahl weist keine oder nur geringe magnetische Eigenschaften auf.
Der große Vorteil von Stahl gegenüber Steinmaterialien besteht in der hohen Rußbrandbeständigkeit, der hohen Temperaturbeständigkeit (bis 600°C) sowie in der glatten Materialoberfläche, die eine reibungslose Luftströmung verspricht.
Normen und Vorschriften
Um eine konstant hohe Betriebs- und Brandsicherheit zu gewährleisten, müssen Edelstahlschornsteine nach der DIN EN 1856-1 zertifiziert sein. Verbraucher, die sich für einen Edelstahlschornstein entschieden haben, sollten deshalb darauf achten, dass der Schornstein über die erforderliche Zertifizierung verfügt und die CE-Kennzeichnung trägt.
Formen und Aufbau
Stahlschornsteine sind in der Regel Systemschornsteine, die als Bausatz geliefert werden. Die einzelnen Elemente werden über ein Muffensystem ineinander gesteckt. Je nach Ausführung müssen zur Abdichtung zusätzlich Klemmbänder verwendet werden.
Einwandige Edelstahlschornsteine
Einwandige (einschalige) Edelstahlschornsteine werden vorwiegend für Schornsteinsanierungen verwendet. Sie bieten den Vorteil, dass bestehende Schornsteinschächte weitergenutzt werden können, indem das einwandige Schornsteinsystem aus Edelstahl darin eingefügt wird. Bauherren oder Eigentümer müssen beim Sanieren mit einem einwandigen System darauf achten, dass alle Anforderungen an den Brandschutz eingehalten werden. Alternativen zu starren Edelstahlschornsteinen sind flexible Edelstahlrohre, die in den bestehenden Schornsteinschacht eingeführt werden.
Doppelwandige Edelstahlschornsteine
Doppelwandige Edelstahlschornsteine (meist dreischalig) verfügen über zwei separate Edelstahlrohre sowie eine Dämmschicht dazwischen. Für Außen- und Innenschale wird Edelstahl verwendet, die Dämmung besteht aus Mineralfaser. Aufgrund der Isolierung eignen sich doppelwandige Edelstahlschornsteine für die Außenwandmontage.
Eignung für Brennstoffe und Feuerstätten
Edelstahlschornsteine sind üblicherweise für alle Regelfeuerstätten geeignet und können somit für alle gängigen Brennstoffe genutzt werden, wie z.B. Braunkohle, Steinkohle, Pellets, Hackschnitzel, Gas, Öl, Koks oder Kerosin.
Vorteile von Edelstahlschornsteinen
Allgemein bieten Edelstahlschornsteine durch ihre enge Abgasführung und die äußerst glatte Oberfläche der Rohre optimale Voraussetzungen für einen ausreichenden Schornsteinzug.
Im Vergleich zu gemauerten Schornsteinen sind Edelstahlschornsteine deutlich robuster. Sie sind rußbrandbeständig, korrosionsbeständig sowie säurebeständig. Damit wird der Stahlschornstein nahezu unverwüstlich in Bezug auf die häufig drohende Versottung. Auch bei der Montage können Edelstahlschornsteine ihre Vorteile ausspielen. Denn das robuste Material ist leicht und kann dank des üblichen Stecksystems sehr leicht verbaut werden. Zudem sorgt die hohe Edelstahlqualität dafür, dass der Stahl leicht verarbeitet bzw. zugeschnitten oder gekürzt werden kann. Im Vergleich zu Keramikschornsteinen sowie gemauerten Schächten sind Edelstahlkamine zudem deutlich kostengünstiger und bieten beste Voraussetzungen für eine zeitgemäße, ökologisch wie ökonomisch sinnvolle Nutzung der Holzfeuerung. Durch die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten mit allen Regelfeuerstätten kann der Edelstahlschornstein zudem nahezu ohne Einschränkungen flexibel als Abgasanlage genutzt werden. Die Kombination mit Schornsteinverlängerungen oder anderem Zubehör wie Zugbegrenzern ist problemlos möglich.
Fazit
Edelstahlschornsteine sind heute vielfach die erste Wahl beim modernen Schornsteinbau. Durch ihre Flexibilität und zugleich hohe Robustheit bei vergleichsweise geringen Material- und Montagekosten liefern Edelstahlkamine auch handfeste Gründe für ihre Beliebtheit. Wichtig für Endkunden ist, dass sie beim Kauf auf die Materialstärke, die CE-Zulassung sowie die DIN-EN-Zertifizierungen achten, um lange von ihrem Schornstein zu profitieren.